Im Konzert: rokotak (Bautzen)

Veränderbar

Wie klingt deutschsprachige Kleinstadt-Americana? Und wie klingt es, wenn der Singer-Songwriter in seinen prägenden Jahren neben Dylan, Petty, J. J. Cale und Beck auch Depeche Mode und den Wu-Tang Clan verinnerlicht hat? Als Milan Greulich mit 46 unter dem Namen rokotak sein erstes Soloalbum "Riech an Blumen (und merk dir ihre Namen)" veröffentlicht, steckt da schon ein halbes Musikerleben drin. 

Nun, zwei Jahre später, legt er mit Punkt und Komma bereits sein zweites Album vor und in den zwölf Liedern ist (wie schon beim letzten Album) allerhand Zitierfertiges zu finden: “Ich schimpfe nicht mehr auf das Universum/Denn das schlägt ja, wie man weiß, auch gern zurück”, singt der Indieliedermacher aus der Oberlausitz und sucht sich prompt greifbarere Schuldige: “Ich kenne Menschen, deshalb mag ich lieber Pflanzen/Am liebsten Bäume, die sind nicht so primitiv”. Und er weiß ja mittlerweile auch: “Zeit ist Geld, aber nicht andersrum”. Solche Lebensweisheiten kleidet rokotak in ein warmes Klanggewand mit Americanagitarren und schwebenden E-Pianos. Das Schlagzeug im Alt-Country-Walzer “Deine Schönheit” erinnert an Dylans Album “Desire”, anderswo sind dagegen Schenkelklopfer, Zungenschnalzer und das Geräusch von Kaktusstacheln die rhythmische Basis. “Es hat keinen Refrain, und wer braucht schon Gitarrensoli”, singt Milan Greulich in und über “Ein kleines Lied”.

Was für ein Understatement, denn nicht zuletzt ist Milan eben doch auch Gitarrist (unter anderem zur erleben bei Bergen oder vor vielen Jahren bei ne:o) und die Leidenschaft für Gitarren zieht sich durch die Stücke beider Platten, ein gutes Dutzend verschiedener Modelle ist zu hören. Da sind klagende Slide-Gitarren, der schwebende Ton einer 12-saitigen Rickenbacker und ein sich überschlagendes Bandecho.

Seit einiger Zeit nicht mehr nur Einzelkünstler, sondern mit Begleitband unterwegs, besteht (nach der krankheitsbedingten Absage im letzten Oktober) heute in der Veränderbar endlich die Chance, rokotaks Kleinstadt-Americana in voller Schönheit zu erleben.

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